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Der 2. Teil: Die großen Lagen der Steiermark

Die zweiteilige Verkostung des Steirischen Sommeliervereines widmete sich den Thema: "Die großen Lagen der Steiermark - Ein Rückblick in 2 Akten". Die erste Lagen Verkostung fand im Ende März in der Weinbar Klapotetz statt.

Bei der 2. Folge dieser Verkostung stammten die Weine, bis auf einer Ausnahme, wieder aus der privaten Sammlung von Michael Kerkoc. Präsentiert und ausgesucht von Helmut Gramer, wurden 18 Weine aus den Jahren 1997 bis 2004 verkostet, ergänzt durch einen aus 2014.

Die Weine kamen von den Weingütern Tement, Gross, Harkamp, Sattlerhof und Erwin Sabathi. Sie vermitteln die Jahre um die Jahrtausendwende. Eine Zeit, in der Reife, Kraft und der Ausbau in neuen Holzfässern zum State of the Art im steirischen Weinbau gehörten. In diesem Kontext gesehen sind diese Weine unersetzbare Zeitzeugen und lassen diese einflussreiche Zeit, Schluck für Schluck wiederauferstehen.
 
 
 
Verkostungsnotizen von Helmut Gramer.
 
Flight 1: Tement/Gross - Muskateller Ried Steinbach/Ried Nussberg.
Tement - Gelber Muskateller Ried Steinbach 2000
Alkohol: 13%
Die Ried Steinbach wurde im Jahre 1996 zu 60% mit Gelben Muskateller und zu 40% mit Goldmuskateller bepflanzt. Die hochgelegene (500 m), nach Südosten ausgerichtete Ried ist geprägt von rotem Sand, welcher von der Drau angespült wurde. Im Jahr 2000 kam der erste Muskateller von der Ried Steinbach auf den Markt.
Aromatisch und dicht, mit viel gelber Frucht, reifer Zitrone, etwas Minze, frischen Kräutern und feiner Muskatnote. Tertiäre Aromen sind kaum erkennbar.
Am Gaumen steht das Terroir im Vordergrund und äußert sich in mineralischer Form. Fast ernsthaft, mit gut eingebundener Säure, guter Intensität und Länge.
93 P.
Tement - Gelber Muskateller Ried Steinbach 2001
Alkohol: 12,5%
Wieder viel gelbe Frucht, etwas dunklere Würze als der 2000er, rauchig, leicht vegetabile Noten und etwas Apfel.
Am Gaumen intensiv, frisch, cremig und ungemein jugendlich. Im Abgang mineralisch-karg mit guter Länge. Deutliches Potential.
94 P.
Gross - Gelber Muskateller Ried Ratscher Nussberg 2003
Alkohol: 13%
Die Muskatellerreben am Nussberg wurden 1991 ausgepflanzt. 1993 gab es die erste Ernte und von 1994 bis 2006 wurde der Wein als Ratscher Nussberg vermarktet. Auf Grund der unterschiedlichen geologischen Verhältnisse wurde der Weingarten als eigenständige Ried definiert und kommt seit dem Jahrgang 2007 als Ried Perz auf den Markt.
Ruhig und entspannt, gewinnt mit Luft, erkennbare tropische Noten, kandierte Zitrone, traubig und etwas Muskat. Am Gaumen cremig, rund, dunkelwürzig, etwas brauner Zucker bei guter Intensität. Im Abgang vereinigen sich karg-mineralische Akzente mit nussigen Noten. Gute Länge.
94 P.
 
 
Flight 2: Sauvignon Blanc um die Jahrtausendwende
Harkamp - Sauvignon Blanc Ried Oberburgstall 1999
Alkohol: 13,5%
Diesen Wein gab es nur von 1993 bis 2011. Der Ausbau erfolgte in zu 20% neuen Holzfässern.
Anfangs leicht tertiär geprägt. Ruhig, würzig und nussig. Man erkennt vegetabile Noten, etwas Dosenmais, Karamell und feine Zitrusaromen. Am Gaumen frisch, mit erkennbarer mineralischen Note, etwas Karamell, einer feinen strukturgebenden Bitternote und guter Länge.
93 P.
Sattlerhof - Sauvignon Blanc Ried Kranachberg 2000
Alkohol: 14%
Der erste Sauvignon Blanc Ried Kranachberg wurde 1990 gefüllt. Er wurde und wird immer im Stahltank ausgebaut. Der Sattlerhof bewirtschaftet eine Fläche von 4 ha am Kranachberg. Dieser Teil wurde schon in der sogenannten Urkarte aus Maria Theresias Zeiten als Kranachberg ausgewiesen,
Klare, frische, ja fast jugendliche Nase nach Stachelbeere, Erbsenschote, Zitrone und etwas Dill. Dicht, ruhig und balanciert. Am Gaumen unglaublich präzise, frisch und mineralisch. Extraktreich und intensiv, ohne je die frisch-mineralische Ebene zu verlassen. Zeitlos.
97 P.
Gross - Sauvignon Blanc Privat 2001
Alkohol: 14,5%
Die Trauben stammen von extremen Standorten am Nussberg. Karg gewachsene, dem Hitzestress ausgesetzte, dickschalige Trauben, in der beginnenden Überreife gelesen. Trauben, frei von Botrytis, die mehr die Reifestufe als die Herkunft vermitteln. Ein Versuch und Experiment zu zeigen, was Sauvignon Blanc außerdem noch kann.
Geerntet am 24. 11. 2001. Kurze Maischestandzeit, Vergärung und 10-monatiger Ausbau in neuen 300 Liter Fässern.
Reife, ruhige und würzige Nase mit vegetabilen Noten, Südfrüchten, viel gelber Frucht und kandierter Zitrone. Dicht und harmonisch. Am Gaumen brauner Zucker, Aranzini und erkennbare schwarze Ribisel. Ungemein extraktreich, die 14,7 g Restzucker vereinnahmend, zarte Bitternote, große Intensität und außerordentliche Länge. Ein Monument.
97 P.
 
 
Flight 3: Tement - Sauvignon Blanc Ried Sernau
Die Ried Sernau ist benachbart zur Ried Steinbach und dreht sich von Süden nach Südwesten. Der Boden ist von reinem Schotter geprägt. Manfred Tement hat den Weinberg im Jahre 1996 zu 100% mit Sauvignon Blanc bepflanzt. Der Wein wird seither immer, für 24 Monate, in den gleichen großen Holzfässern ausgebaut.
Tement - Sauvignon Blanc Ried Sernau 2001
Alkohol: 14%
Intensive und aromatische Nase mit Aromen nach Erbsenschote, Dill, grüner Spargel und frischen Kräutern. Perfekter Ausdruck von Sorte und Lage. Am Gaumen saftig, würzig und präzise mit viel Extrakt und guter Intensität. Ausgezeichnete Länge.
95 P.
Tement - Sauvignon Blanc Ried Sernau 2004
Alkohol: 13%
Offenen Nase mit Noten nach Spargel, Erbsenschote, reifem gelben Apfel, getrockneten Kräutern und viel Würze. Am Gaumen leicht tertiär geprägt, wirkt er entwickelter als der 2001er. Intensiv, saftig und cremig. Karg und mineralisch-würzig im langen Abgang.
93 P.
Tement - Sauvignon blanc Ried Sernau 2014
Alkohol: 12,5%
Unterscheidet sich deutlich in der Stilistik von seinen beiden Vorgängern. Reduktiv, klar, frische Kräuter, etwas Wacholder und eine Ahnung von Fenchel. Am Gaumen präzise, linear und mineralisch. Feiner Gerbstoff im fokussierten Abgang.
94 P.
 
 
Flight 4: Tement - Sauvignon blanc Ried Zieregg Reserve
Dieser Wein wurde nur in den Jahren 1997, 1999, 2000, 2001 und 2002 hergestellt. Die Trauben kamen immer vom letzten Lesedurchgang, mit der höchsten Reife, Konzentration und Tiefe. Ausgebaut wurde er für 36 Monate in kleinen französischen Holzfässern. Die Menge war auf ein bis zwei Fässer, also 300-600 Flaschen begrenzt. Der Name der Ried Zieregg war nur auf dem 1997er auf dem Etikett zu lesen, in den späteren Jahren kam der Wein schlicht als Sauvignon Blanc Reserve auf den Markt, wobei die Trauben aber immer vom Zieregg stammten!
Tement - Sauvignon Blanc Ried Zieregg Reserve 1997
Alkohol: 14%
Reife und intensive Nase nach kandierten gelben Früchten, Mais, gekochtem Gemüse und getrockneten Kräutern. Am Gaumen überraschende Frische, einhergehend mit intensiven und kräftigen Aromen nach Blütenhonig, eingelegter Zitrone und Karamell. Toller Extrakt, cremig und tief. Spiegelt die hohe Reife dieses Jahrhundertjahrgangs perfekt wieder. Unglaubliche Länge.
97 P.
Tement - Sauvignon Blanc Reserve 2000
Alkohol: 15%
Intensive Nase mit Aromen nach Dosenmais, gedörrter Orange, Karamell, Kaffee und tropischer Frucht. Am Gaumen cremig, ausladend aber immer kompakt, extremer Druck, Blütenhonig und Rosine. Viel Schmelz und extreme Länge. Ein Monument.
96 P.
Tement - Sauvignon Blanc Reserve 2001
Alkohol: 14,5%
Wieder Dosenmais, würzig, leicht nussig, viel gelbe Frucht, perfekt eingebundenes Holz und etwas Spargel. Am Gaumen saftig, mit großer Intensität und Druck, kandierte gelbe Tropenfrucht, viel Würze, leichte Bitternote und sehr gute Länge.
95 P.
 
 
Flight 5: Sattlerhof - Die Burgunder vom Pfarrweingarten 1999
Die Ried Pfarrweingarten ist eine kleine, gut geschützte Südkessellage, die ausschließlich vom Sattlerhof bewirtschaftet wird. Vorherrschend, auf dieser aus Muschel- und Korallenkalk bestehenden Lage, sind die Burgundersorten Morillon, Weißburgunder und Grauburgunder. Der erste Wein allerdings, der von dieser Riede auf den Markt kam, war der Sauvignon Blanc „Wachstum Pfarrweingarten“ 1977.
Der Ausbau erfolgte und erfolgt im Normalfall für 18 Monate auf der Vollhefe, in 300 l Fässern aus Frankreich.
Sattlerhof - Weißburgunder Ried Pfarrweingarten 1999
Alkohol: 13,5%
Dichte, intensive und gelbfruchtige Nase mit Aromen nach Kaffee, Haselnuss, kandierter Ananas und etwas Karamell. Am Gaumen viel Würze und Extrakt. Cremig und kräftig, etwas gebrannten Mandeln und reife Zitrone. Der Kalkboden meldet sich mit frischen Noten im langen Abgang.
95 P.
Sattlerhof - Morillon Ried Pfarrweingarten 1999
Alkohol: 13,5%
Intensive Nase mit Aromen nach Malz, Vanille, Mais und Haselnuss. Am Gaumen merkbare Frische, gute Harmonie und Balance. Kompakt, mit frischen Zitrusnoten im langen Abgang.
94 P.
Sattlerhof - Grauburgunder Ried Pfarrweingarten 1999
Alkohol: 13,5%
Dichte und ausdrucksstark Nase mit Aromen nach rotem Apfel, viel Würze, reifer Zitrone und etwas Karamell. Am Gaumen cremig, würzig und leicht vegetabil. Rosinen und etwas Karamell. Der Kalk macht sich durch frische Noten im langen Abgang bemerkbar.
94 P.
 
 
Flight 6: Erwin Sabathi - Morillon Merveilleux
Die Linie „Merveilleux“ wurde zwischen 1994 und 2011 auf den Markt gebracht. Ursprünglich sollte sie „M“ heißen, da aber F.X. Pichler zur selben Zeit seinen Grüner Veltliner „M“ auf dem Markt lancierte, wurde diese Idee verworfen.
Die Trauben kamen immer von den selben Parzellen am Pössnitzberg. Es sind die selben, von denen jetzt die „Alten Reben“ gekeltert werden.
Die „Merveilleux“ Linie wurde in Barriquefässern ausgebaut, welche aus Bordeaux importiert wurden. Der Ausbau erfolgte in der Regel für eine Dauer von 12 Monaten.
Erwin Sabathi - Morillon Merveilleux 2000
Alkohol: 13,5%
Noch viel frische Frucht, merkbares Kernobst, dunkle Würze und sehr gut integriertes Holz.
Am Gaumen frisch, klar, linear und elegant, mit reifen Zitrusnoten und etwas Karamell. Viel Extrakt und außerordentlicher Länge. Großer Wein.
96 P.
Erwin Sabathi - Morillon Merveilleux 2001
Alkohol: 13,5%
Wirkt reifer als der 2000er. Dosenmais, Nuss, viel Würze, etwas Stroh und Karamell. Am Gaumen intensiv, viel Druck und Würze. Strukturgebende Bitternote, der Alkohol zeigt sich, sehr gute Länge.
93 P.
Erwin Sabathi - Morillon Merveilleux 2002
Burgundische Nase mit viel Kernobst, Zitrone, Haselnuss und Kaffee. Frisch und elegant. Am Gaumen würzig und nussig mit mineralischen Akzenten. Gute Intensität und Länge. Kaffeenoten im Rückgeschmack.
95 P.

 

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