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Masterclass Bordeaux vom Weinhaus Döllerer

Ratscher Landhaus - 26. November 2024

Der Steirische Sommelierverein Profi im Ratscher Landhaus.

„Das neue Bordeaux“, „Bordeaux 2.0“ oder einfach „Masterclass Bordeaux vom Weinhaus Döllerer, man kann sich die Überschrift aussuchen, zutreffen tun sie alle. 

Bordeaux, eine Weinbauregion mit einer jahrhundertealten Geschichte, wird von vielen in eine Krise geredet. Nicht ganz zu unrecht, hat sich die Rebfläche in den letzten Jahrzehnten doch deutlich verändert. Von 96.000 ha im Jahre 1980, stieg die Rebfläche in knapp 20 Jahren bis auf 120.000 ha an um bis zum Jahre 2022 wiederum auf 108.000 ha abzusinken. Dieser Rückgang ist aber bei weiten nicht gestoppt, wurden doch allein 2024, durch von der EU gewährte Prämien weitere knapp 10.000 ha gerodet. Manche Experten sprechen von einer nötigen Verringerung der Rebfläche um bis zu 30.000 ha. 

Mit diesen Vorraussetzungen konfrontiert, dazu der Klimawandel und der stark nachlassende Konsum von Rotweine, muss sich Bordeaux neu positionieren ohne aber seine Geschichte zu vernachlässigen. Diese Neupositionierung reicht aber schon etwas länger zurück. So um 2010 besann man sich auf alte Tugenden, begann das Toasting zu reduzieren, wieder mehr Augenmerk auf die Frische und weniger Alkohol zu legen. 

Ein besonderes Augenmerk wurde auch auf den biologischen Weinbau gelegt. Die neueste Statistik der L’Agence Bio zeigt, dass 25.300 ha in Bordeaux zur Zeit biologisch oder biodynamisch bewirtschaftet werden, davon sind 9.568 ha zertifiziert und der Rest ist in Umstellung. 

Auch in der Weinbereitung findet man neue Trends. Die hohe Reife, mit teils hohen Alkohol- und pH-Werten verlangen nach neuen Antworten. Experimentiert wird mit Ganztraubenvergärung bei Merlot und Cabernet Franc sowie gleichzeitig stattfindenden alkoholischen Gärung und Malolaktik. 

Diesen Trends widmete sich auch diese Verkostung. Hermann Döllerer und Alex Koblinger zeigten Beispiele der Aktuelle und auch der Geschichte. Ohne auf Punkte und gehypte Weine Rücksicht zu nehmen, präsentierten sie solche, die zeitgemäß diese Region präsentieren ohne auf die Geschichte zu vergessen. Darunter Chateau Durfort-Vivens, das bei der 1855er Klassifikation als zweites Gewächs eingestuft wurde und dessen Weine von 1937 bis 1961 teilweise dem Premiere Cur Chateau Margaux beigemengt wurden. Dieses nicht ganz so bekannte Gut bringt anstelle eines Zweitweins, 3 Cuvées von besonderen Parzellen auf den Markt. Hier wird wohl etwas in Richtung Burgund geschielt, aber die großartige Qualität des verkosteten „Le Hameau“ 2019 gibt diesem Vorhaben absolut recht. 

Grandios auch Lilium Blanc Sec 2023 und Asphodéle Blanc Sec 2019 von Chateau Climens. Diese beiden trockenen und reinsortigen Semillions, ausgebaut in Amphoren oder Glasballons, überzeugten mit floraler Duftigkeit, Eleganz und mineralischer Prägung. 

Alles in allem eine wunderbare Verkostung in der Hermann Döllerer viel von seinem Insiderwissen beisteuerte und Alex Koblinger, in seiner überaus sympathischen und abgeklärten Art viele Tips für die anwesenden Sommeliers parat hatte.

Initiiert wurde diese Veranstaltung des Profi Sommeliervereins von Réne Kolleger, der erst vor wenigen Tagen vom Fachmagazin Falstaff als bester Sommelier der Steiermark ausgezeichnet wurde. Diese Auszeichnung bestätigte eigentlich nur eine Tatsache, die sehr vielen in der Community bereits bewußt war. Große Gratulation Rene!